Können wir Agilität messen?

© 19.6.2019 Dipl.-Psych. Ralph Köbler

Im Bereich Unternehmensführung kommst du am Wort Agilität nicht mehr vorbei. Praktische Tipps und How-to-use-Anleitungen, um eine Firma zu „agilisieren“ findest du en masse. Du hast keine Lust mehr auf diese Anleitungen und Listen? Sehr gut! Dann bist du hier genau richtig. Wir zeigen dir eine neue Perspektive auf: die Verbindung von Agilität mit dem Graves-Modell und wie du davon in deinem Unternehmen profitieren kannst.

Was bedeutet Agilität?

Noch kurz zur Begriffsdefinition, damit wir auch vom selben sprechen: Agilität charakterisiert eine neue Organisationsform, die im Gegensatz zur klassischen Organisationsform proaktiver, selbstorganisierter und flexibler strukturiert ist. In klassischen Organisationen, wie z.B. Industrieunternehmen, wird nach bekannten Mustern produziert oder projektorganisiert gearbeitet (z.B. ein Bauprojekt mit fixem Anfang und Abschluss). Agile Organisationen sind stets im Wandel, innovativ und gleichzeitig maximal kunden- und ergebnisorientiert.

Wo wirkt Agilität wirklich?

Gewisse Punkte und How-to-Listen abarbeiten reicht allerdings nicht, um eine Organisation agil zu machen. Die üblichen agilen Reifegrad-Modelle setzen sehr verhaltensnah an: Agile Praktiken, Methoden und Vorgehensweisen stehen im Vordergrund. Wir verstehen Agilität nicht nur auf der Verhaltensebene, sondern vor allem als reale Veränderung in der Wertehaltung. Sie betrifft also den Kern der Unternehmenskultur: die Weltsicht und Grundhaltungen. Dabei kommt das Gravesmodell ins Spiel. Wenn du das Graves-Modell (nach Prof. Clare W. Graves) schon kennst, weißt du, dass es sich dabei um ein Kultur- und Wertemodell handelt. Eine Einführung in das Graves-Modell findest du hier. Im Bezug auf Agilität kann das Graves-Modell aufzeigen, dass eine agile Kultur auf bestimmten Werten beruht. Ihre Wirkung greift tiefer als oberflächliche Änderungen auf der Verhaltensebene. Was heißt das konkret? Es bedeutet, dass wenn du agil werden willst, du die Werte der Graves6-, Graves7- und Graves8-Ebene in dir entwickelst, verinnerlichst und realisierst.

‍Wirkung der Selbsterkenntnis

Wenn deine Organisation in der Graves7-Ebene stark entwickelt ist (G7 Entwicklung und Selbstverwirklichung) ist sie eine lebendige, lernende Organisation. Sie kennzeichnet sich durch Entwicklung und Veränderung.  Zurzeit findet ein globaler Kulturwandel hin zur Graves7-Ebene statt. Die Generationen Y und Z erobern den Arbeitsmarkt und wollen nicht mehr in starr strukturierten Organisationen arbeiten – Unternehmen müssen sich neu erfinden, um attraktiv zu bleiben.

Damit eine agile Neuerfindung deiner Organisation gelingt, sind nicht nur Werte der Graves7-Ebene essentiell, sondern auch von Graves6 und Graves8.

Graves6 schafft den Bezug zum Menschen. Ist deine Organisation in der Graves6-Ebene stark, handelt sie kundenorientiert. Sie ist auf den Mehrwert und Nutzen für Menschen ausgerichtet. Graves7 beschreibt die flexible, entwicklungsorientierte Art, in der das umgesetzt wird. Ständige Innovation und stetes Lernen sind in die Organisationskultur implementiert, sodass in weiterer Folge das gesamte Unternehmen auf der Graves8-Ebene entwickelt wird. Das Unternehmen ist ein lebender, evolutionärer Organismus, der einen höheren Sinn erfüllt.

Nur wenn diese Werteebenen in deiner Firma und vor allem im Top-Management stark vorhanden sind, lässt sich eine agile Kultur etablieren! Wir denken, dass eine agile Kultur in der heutigen Zeit den zentralen Erfolgsfaktor darstellt, um Agilität langfristig in einem Unternehmen umzusetzen. Denn das Top-Management lernt hierbei die etablierten Macht-Hierarchien loszulassen und diese durch viele natürliche Kompetenz-Hierarchien zu ersetzen. Wenn du konkrete Beispiele willst, wie und wo dies derzeit umgesetzt wird, kannst du auf die youtube-Videos unten klicken, in denen der Unternehmenskultur-Forscher Frédéric Laloux das veranschaulicht.

Langfristiger Erfolg durch Agilität

Aber…ist ein tiefgreifender Wertewandel hin zur Agilität überhaupt für alle Organisationen möglich und sinnvoll? Für traditionelle Organisationen mit starker Graves4-Ausprägung (Recht & Ordnung) wäre das eine große Herausforderung. Das Stichwort ist dabei Zeit. Werfen wir einen Blick auf die Automobilindustrie. Sie hat lange gebraucht, um die Entwicklung in Richtung Elektromobilität an- und aufzunehmen. Solche Veränderungen betreffen den Kern der Industrie und können daher nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Anders sieht es bei kleinen Firmen und Start-Ups aus. Diese haben den Vorteil, Ideen schneller aufgreifen und einbauen zu können.

Langfristig gesehen werden alle Bereiche des öffentlichen Lebens in einen agilen Kontext umschwenken, da sie sonst nicht erfolgreich bleiben werden. Die „alten“, prozeduralen Aufgaben werden zum Großteil von künstlicher Intelligenz übernommen werden. Die Jobs, die übrigbleiben, erfordern soziale Kompetenz, Beziehungsfähigkeit, kreative Fähigkeiten, optionales Denken und Innovationsfähigkeit. Im Zuge dieses Wandels gibst du die unteren Graves-Ebenen nicht auf, sondern bewahrst deren positive Aspekte. Diese ganzheitliche Grundhaltung wird um so stärker, je stärker die Graves8-Ebene sich entfaltet. Mit Graves7 und Graves8 wird die gesunde Entfaltung aller Graves-Ebenen zu einer Herzensangelegenheit. Graves4 brauchst du zum Beispiel für eine Rechtsgrundlage, die Korruption und Machtmissbrauch verhindert. Graves5 („Erfolg und Leistung“) bildet deine neue Ausgangsbasis – eine moderne Organisation, die sich nach oben, in Richtung einer agilen Organisation entwickelt.

Was kannst DU tun?

Du möchtest in deinem Unternehmen oder mit deinem Team agiler werden? Wir helfen dir, diese Herausforderung zu meistern. Mithilfe unserer esc Potenzialanalysen können wir einen agilen Kulturcheck machen, eine Art Standortbestimmung die zeigt, ob ihr ein agiles Mindset habt bzw. wie stark diese Werte ausgeprägt sind. In der Folge können wir sowohl einzeln mit den Führungskräften und dem Feedback zur Potenzialanalyse arbeiten, als auch Teamworkshops durchführen. Dabei wird im gesamten Führungsteam das Teamprofil reflektiert und geklärt, inwieweit Agilität als Kultur etabliert ist. Der agile Kulturcheck eignet sich somit als idealer erster Schritt: er deckt vorhandene Potenziale, die noch nicht genutzt werden, auf und zeigt euch Veränderungs- und Entwicklungsbedarfe aufdeckt, mit denen ihr weiterarbeiten könnt.

‍….Interesse geweckt?

Dann probiere KOSTENFREI unsere esc Potenzialanalyse.

Du bist als Privatperson interessiert und möchtest tiefer in die Materie eintauchen?
Dann nutze unser eLearning-Tool!

 

Youtube Videos mit Frédéric Laloux :

https://www.youtube.com/watch?v=JsxEIxbBZ-4 (9:31)

https://www.youtube.com/watch?v=9OPovwXemjM (1h 16min)

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